Covid-19: gespaltene Belegschaft

Covid-19: gespaltene Belegschaft

Wie geht man mit einer gespaltenen Belegschaft um? Covid-19 verlangt nicht nur gestandenen Teams alles ab sondern auch Führungskräften. Manche Mitarbeiter halten die Vorgaben und Umgangsregeln sehr genau ein, andere sind genervt von den Abstandsregeln und dem Tragen des Mundschutzes. Und dann gibt es da noch eine ganze Reihe von Mitarbeitern, die diesen Virus für Hirngespinst halten, weil man ihn ja gar nicht sehen kann…

Wie gehen Sie als Vorgesetzter, Führungskraft oder Teamleiter mit diesem Thema um? Dürfen Sie Ihre Meinung Kund tun oder sollten Sie sich eher zurückhalten? Meine Empfehlung: Utilisieren Sie das Thema. Nutzen Sie die Meinungen Ihrer kritischen Mitarbeiter und nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Auffassung zu ändern. 

In meinem letzten Führungskräftetraining eines Unternehmens wurde schon in der Begrüßungsrunde von mir gefordert, Tipps für diese Situation zu liefern. Ein Begriff, der mir in dieser Anfangsphase des Seminars immer wieder in den Sinn kam, war der Begriff fehlende Solidarität. Nun was sagt man vor versammelter Mannschaft, wenn es durch diese Diskussionen immer wieder zu Spannungen kommt? Mein Vorschlag kam in dieser Runde so gut an, dass ich diesen hier gerne mit Ihnen teilen möchte:

Begriffserklärung: Was bedeutet Solidarität?
Solidarität heißt, dass viele leiden müssen, damit wenige einen Vorteil haben. So ist unser System hier in Deutschland aufgebaut. Ist das gerecht? Ist es gerecht dass viele leiden, damit wenige einen Vorteil haben? Ein Beispiel: Ich als Freiberufler muss für meinen Lebensunterhalt selber sorgen. Wenn ich also krank werde, habe ich keine Einnahmen. Das ist der Grund, weshalb ich sehr auf meine Gesundheit achte und mich gesund ernähre, mich ausreichend bewege und für genügend Schlaf sorge. Und jetzt werde ich gezwungen, eine private Krankenversicherung abzuschließen. Tausende Euro gehen jährlich in diese Versicherung, die ich so gut wie nie verwende. 

Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die nicht so gut mit sich umgehen, sich schlecht ernähren, rauchen, viel zu viel Alkohol trinken, sich wenig Schlaf gönnen und in der Folge schwer erkranken und das System belasten. Hey, von meinen Beiträgen werden diese kranken Menschen behandelt. Ich zahle also jährlich tausende Euro für Menschen, die im Grunde selber Schuld sind. Ist das Gerecht?

Nein, solidarisch!
Jetzt kann ich mich darüber ärgern oder ich überlege, welche Alternative mir bleibt? Z.B. Auswandern. Ich könnte beispielsweise nach Amerika gehen. Da gibt es keinen Zwang, eine Krankenkasse abzuschließen und für andere die Krankenhausleistungen zu bezahlen. Problem gelöst……

Aber Moment mal – das hieße, ich müsste dann auch die anderen Gesetze dort akzeptieren. Ich müsste ertragen, derzeit von einem Menschen regiert zu werden, den ich nicht beschimpfen könnte, weil es keine Begriffe gibt, die meinen Unmut verdeutlichen könnten. Ich müsste mich auch selbst beschützen und mir präventiv Waffen zulegen (und den Umgang mit ihnen lernen – zumindest besser als meine potenziellen Gegner) Sicher würden mir noch viele Beispiele einfallen. Doch ich höre auf zu denken.

Will ich das? Nein!
Da akzeptiere ich lieber eine Regierung, die schnell Entscheidungen trifft, um die Allgemeinheit zu schützen, eine Regierung, die viele Fehler in dem Prozess des Lernens macht, auf bürokratischem Wege neue Verordnungen erlässt, die wieder nicht perfekt auf jeden einzelnen von uns passen. Dann bin ich lieber solidarisch und zahle schön meine Krankenkassenbeiträge und akzeptiere die Bedingungen in unserem Land – seien sie noch so unvollkommen. Aber ich persönlich glaube, dass unser Land mit all seinen Fehlern, lebenswert ist. Davon bin ich überzeugt. Und Sie?

Der Begriff Utilisieren ist von Milton H. Erickson häufig gebraucht worden. Es bedeutet, alles zu nutzen, was von Ihrem Gegenüber kommuniziert wurde. Stimmen Sie wie in meinem Beispiel vorerst zu und nutzen dann die Chance seinen Standpunkt zu verdeutlichen und argumentieren Sie in die andere Richtung. Sie werden viel Zustimmung bei Ihren Mitarbeitern erhalten. Zumindest bei den Mitläufern. Somit schwächen Sie die Lobby Ihrer Störer.

Viel Erfolg beim Ausprobieren!
Ihr
Winfried Schröter

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